Kreis der Leere

 

Ich fühl mich niedergedrückt. Als wäre ich nicht mehr ich selbst. Irgendetwas scheint mich festzuhalten. Es scheint mich innerlich zu zerreißen und ich kann irgendwie keinen klaren Gedanken finden.

 

Keine Ahnung was gerade wichtig ist. Was ich tun könnte. Ich will an die frische Luft. Etwas Sonne die direkt auf mein Gesicht strahlt. Ich sehne mich nach einen Grund zur Fröhlichkeit. Doch ich finde keinen. Und mit jedem Schritt den ich in Richtung Ausgang wage, werden meine Beine schwerer. Und jedes Mal wenn der Entschluss dann endlich gefasst ist, nach draußen zu gehen gebe ich kurz vor dem herunterdrücken der Haustürklinge wieder auf. Ich kann es mir nicht erklären. Es ist als wäre ich ferngesteuert. Als wäre ich hier eingesperrt. Ich weiß nicht mehr so recht wer ich bin, was ich hier soll. Es ist nicht so, dass ich Gedächtnisschwund hätte. Nein, es geht vielmehr um den Sinn dieses Daseins. Dieses Lebens das ich hier führe. Ich lebe von einen Tag in den anderen hinein. Ich weiß nicht einmal wann es damit angefangen hatte. Wie lange habe ich nun schon Urlaub? Einen Monat? Zwei?

 

Irgendetwas fehlt. Irgendetwas was mir wieder Spaß am Leben gibt. Irgendetwas was dem sinnlosen herumsitzen ein Ende bereitet. Irgendetwas das mich wieder an eine Bestimmung im Leben glauben lässt. Doch ich finde einfach keinen Grund. Keine Motivation. Ich fühle mich allein.

Seit wie vielen Monaten habe ich dieses Haus nun schon nicht verlassen? Seit wann fühle ich schon diese Leere in mir? Dieses Gefühl der tiefen Erdrückung das jeden Grundton der Freude in mir, im Keim erstickt? Ich werde hier noch wahnsinnig. Ich verliere den Verstand. Keine Aufgabe, kein Gefühl der Zeit, keine Aussicht auf... ja auf was? Ich weiß es selbst nicht, ich weiß nicht einmal mehr auf was ich mich freuen könnte, was ich tun könnte, was mir jetzt gut tun würde.

Und dann diese Kopfschmerzen, diese Wahnsinnigen Kopfschmerzen. Mein Schädel fühlt sich an als würden zwei Tonnen Sandsäcke darauf liegen. Ich will Schlafen. Ich will Träumen. Von besseren Tagen. Von Dingen die mich glücklich machen. Zumindest im Traum.

Doch ich kann nicht. Ich kann nicht schlafen. Ich habe seit Wochen nicht geschlafen. Nicht gegessen. Und doch lebe ich noch. Ohne Schlaf, ohne Nahrung. Und ich fühle mich noch lebendig. Nein, ich fühle mich wie tot. Körperlich fit, aber seelisch zerfressen.

Es gibt nur noch einen Ausweg. Das Badezimmer. Ich werde dem hier ein Ende setzen. Es hat doch keinen Sinn mehr. So kann es nicht weitergehen.

 

Ein Schritt in Richtung Badezimmer. Ist das die Lösung? Gibt es keinen anderen Ausweg?

Was zum... Wer liegt dort in meinem Badezimmer?

Er bewegt sich nicht. Ich trete einen Schritt näher an diesen scheinbar leblosen Körper der dort in meiner eigenen Badewanne verweilt. Ich blicke ihm ins Gesicht. Das was ich dort sehe, verschlägt mir die Sprache. Mehr noch, ich kann nicht mehr denken. Nichts mehr fühlen. Entsetzt stelle ich fest, das mir dieses Gesicht bekannt vorkommt. Es ist seltsam. Es ist mir als kenne ich diese Person. Als wäre sie mir eng vertraut. Er sieht aus wie jemand den ich schon einmal gesehen habe. Jemanden der... ich... er... er liegt blutüberströmt in meiner Wanne. Sein linker Arm ist mit Schnittwunden übersät. Was? Wieso habe ich das nicht schon vorher gesehen. War ich so sehr auf sein Gesicht fixiert? Wie konnte ich so etwas übersehen? Wollte ich das womöglich nicht sehen?

Ich verlasse panisch das Bad. Und nun? Was soll ich nur tun? Ich bin ratlos.

Was tue ich hier?

Ich lege mich erst einmal schlafen. Doch ich kann nicht schlafen. Ich bin nicht müde. Was ist gerade passiert? Mir ist als wäre mir gerade etwas schreckliches passiert, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich fühle nur noch diesen Moment. Eine tiefe Leere in mir. Seit wann bin ich nun schon hier? Seit einem Monat? Zwei?

 

 

Ich fühl mich niedergedrückt. Als wäre ich nicht mehr ich selbst. Irgendetwas scheint mich festzuhalten. Es scheint mich innerlich zu zerreißen und ich kann irgendwie keinen klaren Gedanken finden.