Ich wünschte, Ich könnte es

 

Ich seh so vieles um mich herum. So viel schönes. Kunst. Von Menschen geschaffene Meisterwerke. Bilder, Musik, Geschichten. Ich wünschte, Ich könnte es. Ich wünschte, ich könne diesen Hügel besteigen. Von dem aus ich alles überblicken kann. Von dem alle anderen klein erscheinen. Unbegreiflich. Unerreichbar.

 

Ihre Augen. Ich bleibe hängen an diesen Augen. Sie verzaubern mich auf eine Art und Weise, die ich schwer in Worte fassen kann. Irgendetwas in mir schlägt Purzelbäume sobald sie in meiner nähe ist. Es kribbelt und ich kann es nicht kontrollieren. Ich möchte sie in meine Arme nehmen. Ihr nah sein. Ihr nur einmal sagen was ich für sie empfinde.

 

So vieles passiert. Ungesehen. Kämpfe. Gut und Böse. Eine Welt die sich mir nicht erschließt. Ein Reich, dass schon immer existierte. Will nur einmal sehen was wirklich ist. Einmal diese Realität erfassen. Wäre es womöglich zu viel für mich? Könnte ich mit diesen Informationen umgehen? Die Rote oder die Blaue Pille. Was soll meine Wirklichkeit sein?

 

Ich wünschte, Ich könnte es. Könnte erfassen was ich wirklich will. Ich will mehr als das. Lebe vor mich hin und begreife noch nicht wirklich was noch alles vor mir liegt. Es scheint so verschwommen vor mir zu liegen. Fast zum greifen nahe und doch so fern. Liege da wie erschlagen. Versuche zu verstehen. Möchte meine Augen öffnen und endlich sehen. Doch ich Schlafe. Träume von Schönheit. Träume von Abenteuer. Träume von mehr als all das was ich zurzeit erfassen kann. Aber all das sind nur Gedanken. Nur Windungen meines Gehirns. Was ist Wirklichkeit? Was ist Traum?

 

Immer mehr öffnen sich die Tore vor mir. Ich stehe da und wirke warscheinlich wie ein Zwerg. Ein Winzling der unbedeutend erscheint. Ein grelles Licht strahlt mir entgegen. Instinktiv schließe ich meine Augen. Doch als ich sie wieder öffne fühle ich mich nicht geblendet. Das Licht ist so hell und klar und doch können meine Augen es klar erfassen. Ich nähere mich dem Tor. Jeder Schritt in diese Richtung erscheint mir befremdlich. Und doch weiß ich, dass es der richtige Weg ist. Langsam ergibt sich ein schimmernder Umriss. Ich kann immer mehr erfassen, was sich hinter diesem Tor befindet. Noch ein Schritt in diese Richtung. Kann es sein, dass das Tor kleiner wird. Jetzt stehe ich kurz davor und das Tor erscheint mir wesentlich kleiner als zuvor. Doch ein Blick nach hinten lässt mich erkennen, dass nicht das Tor geschrumpft ist. Nein, vielmehr scheine ich gewachsen zu sein. Meine Fußspuren sind klar am sandigen Boden zu erkennen. Und je näher sie dem Tor kommen, desto größer sind sie. Wie kann so etwas passieren? Ich wende mich wieder in Richtung Tor.

Und genau jetzt, beim hindurchtreten offenbart sich mir alles. Ich verstehe es endlich. Und es liegt nun vor mir. Nicht das Ziel, sondern der Anfang einer langen Reise.

 

Schweißgebadet schrecke ich auf. Was hat mich so verwirrt? Ich steige aus meinen Bett und öffne die Balkontüre. Eine frische Brise weht mir ins Gesicht. Die Nacht ist sternenklar und ich genieße diesen Anblick. So unendlich groß. So unfassbar Schön. Doch was gäbe ich darum diesen Moment zu teilen. Liegt das auch noch vor mir? Was bringt mir all die Hoffnung ohne Wissen um Zweisamkeit? Was bringt mir all das Wissen ohne Wissen darum, ich bin nicht allein?

Ich scheine nicht wirklich zu verstehen. Nicht wirklich zu wissen was Wahrheit ist. Könnte ich sonst derart zweifeln? Fragen über Fragen. Will antworten hören. Endlich verstehen. All diese Sprünge. Diese scheinbare Verwirrtheit. Und doch sehe ich Sinn. Sehe Ängste. Sehe mehr als man auf den ersten Blick erfassen kann. Sehe Hoffnung. Und sehe Fragen die allein durch das Fragen beantwortet sind. Ja, es ist mehr als das.