Als die Welt verschwand

 

Es geschah plötzlich.
Alle waren verschwunden. Menschen, Tiere. Alles was atmet. Wie vom Erdboden verschluckt.
Und als wäre es nicht genug, öffneten sich große Löcher überall. Alles schien sich aufzulösen. Die Welt wie ich sie kannte verschwand. Stück für Stück.
Zuerst suchte ich. Suchte nach anderen Überlebenden. Doch ich fand keine. Niemanden außer mir. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, während sich Erbeben mehrten und mehr und mehr um mich herum zerfiel. Anfangs war es noch einfach in einem der vielen Leerstehenden Häuser etwas zu Essen zu finden. Je mehr der Häuser ich erkundete, desto einsamer kam mir alles vor. Soviele Leben. Keines mehr davon existent. So viele Erinnerungen.

Die Bilder der ehemaligen Bewohner zeigten mir, dass mein früheres Leben keine Einbildung war. Die Trostlosigkeit um mich herum ließ meine Gefühle manches mal daran zweifeln.
Wieso war ich noch am Leben? Wohin verschwand der Rest? Ist mir irgendetwas entgangen, oder passierte alles wirklich Schlag auf Schlag.
Zeit in Ruhe darüber nachzudenken blieb mir kaum. Ich durfte in keines der Löcher gezogen werden. In keinem der Häuser zu lange bleiben. Stück für Stück zerfielen sie. Wurden vom Erdboden aufgesogen. Mich trieb es so immer höher. Ich wollte mir einen Überblick verschaffen. Andere Überlebende finden. Der Zerfall liess mich nicht weit kommen. Die Strassen versanken. Auf einem Kirchtum konnte ich die Stadt erstmals überblicken. Doch ich schien wirklich der einzige hier zu sein. Langsam machte sich ein Gefühl der inneren Leere breit. Der Hoffnungslosigkeit. Ist das das Ende? An der Spitze des Turms angelangt kniete ich ein letztes mal nieder. Schrie um Hilfe. „Gott, wenn es dich gibt, bitte Hilf mir! Lass mich nicht so enden!“

Stille. Plötzlich hörte ich nichts mehr. Keinen Ton. Geräuschlos brach die Stadt in sich zusammen. Der Turm stand bis zuletzt und gab dann irgendwann auch nach. Doch ich stürzte nicht. Ich blieb in der Luft hängen, während alles unter mir in einen schwarzen Strudel aus Nichts versank. Die Welt wie ich sie kannte zerbrach. Was übrig blieb war ich selbst. Umgeben von Schwarz. Ich wünschte ich würde nun sterben, diesen Horror einfach verlassen.
Doch mein Schicksal war ein anderes. Tiefe Leere. Einsamkeit.

Und dann…
Ein Lichtschein. Erst ganz klein. Dann stetig größer. Eine Silhouette formte sich aus dem Licht. Eine wunderschöne Gestalt kam immer näher auf mich zu. Jetzt erkannte ich die Person. Als habe es immer nur UNS gegeben. Sie blickte mir tief in die Augen. Und ich? Ich konnte nichts anderes mehr sehen. Nur ihr wunderschön strahlendes Gesicht. Ich bemerkte gar nicht wie sich um uns herum eine neue Welt formte. Mit Leben füllte. Es war, als wäre nie etwas schlimmes passiert. Kein Zerfall. Alles schien wieder so wie davor. Doch das war es nicht. Nicht für mich.